Kampfhunde ?!

 

Der 26. Juni 2000 erschütterte Deutschland: In Hamburg bissen zwei Hunde den sechsjährigen Jungen Volkan K. tot. Die zwei Hunde "Gipsy" und "Zeus" waren sogenannte "Kampfhunde", Rassen denen fälschlicherweise eine angeborene Aggressivität nachgesagt wird. Dabei ist alles die Schuld des Hundehalters. Der Tod von Volkan zog längst fällige Änderungen der Gesetzeslage mit sich - nur leider die falschen. 49 Hunderassen galten plötzlich als "Kampfhunde" und wurden extremen Haltungs- und Zuchtbeschränkungen unterworfen, bzw. ganz verboten. Die Folge war, dass unzählige Familienhunde eingezogen und teils getötet wurden. Wiedereinmal hatten die deutschen Behörden komplett versagt.

Skandal in Hamburg - was geschah wirklich?



"Kampfhunde" gibt es nicht!

Der Begriff "Kampfhund" ist eigentlich völlig schwachsinnig. Aufgrund der heftigen Debatte haben sich inzwischen viele Experten öffentlich geäußert und klargestellt: es gibt keine Hunderassen, die von Geburt an eine Veranlagung zur Aggressivität haben. Es gibt lediglich einige Rassen, bei denen eine brutale Abrichtung durch Menschenhand zu verhängnisvollen Auswirkungen führen kann. Hunde wie Pittbulls oder American Staffordshire haben einen wesentlich kräftigeren Kiefer als z. B. ein Pinscher und können deshalb leichter jemanden schwer verletzen.
Das einzige was manchen Experten behaupten ist, dass es innerhalb einer Rasse aggressive Zuchtlinien geben kann, wenn man immer zwei besonders aggressive Individuen miteinander paart.



Die erlassenen Regelungen

Nach dem Drama in Hamburg erließen die deutschen Behörden in nie zuvor gesehener Geschwindigkeit Gesetze und Verordnungen gegen die sogenannten "Kampfhunde" und ihre Halter. Viele Rassen wurden ganz verboten und unzählige Hunde wurden eingezogen und eingeschläfert. Andere Rassen mussten einem dubiosen Verhaltenstest unterzogen werden, bei dem die Halter die Ungefährlichkeit ihres Hundes nachweisen mussten. Wenn ein Hund nach einem Schlag mit einem Aktenkoffer auf den Kopf nach dem Angreifer schnappte, wurde er umgehend eingeschläfert.Grauenhafte Situationen ergaben sich, Hunde wurden inmitten von Menschengruppen auf öffentlichen Straßen von Einsatzkommandos der Polizei hingerichtet. Ob die Sicherheit für die Menschen so besser gewährleistet werden konnte, ist mehr als fraglich.



Der Widerstand beginnt...

Aber auch der Widerstand der deutschen Bevölkerung ließ nicht lange auf sich warten. Tausende gingen auf die Straßen und demonstrierten, unzählige Anzeigen gegen Hunde-Gutachter, Polizisten und Staatsanwälte überschwämmten die Gerichte.



Die AWC kämpft mit!

Auch die AWC meldete sich schnell zu Wort, ging mit breiter Informationsarbeit an die Öffentlichkeit und mischte bei Demonstrationen mit. Mit der "Kinder für Familienhunde Kampagne" setzte die AWC ein besonderes Zeichen im Kampf gegen den behördlichen Schwachsinn (mehr dazu unter: Jugendgalerie).



... und der Widerstand zeigt Erfolge

Nach und nach erklärten die Gerichte die "Kampfhunde-Verordnungen" für rechtswidrig und ungültig, das Chaos lichtete sich. Aber immer noch muss für die Rechte unserer geliebten Vierbeiner gekämpft werden.

Aktionen und Ihre Bilder

Hier finden Sie einige Domumentationen von Aktionen gegen die Rasselisten der deutschen Behörden.

Demo in Düsseldorf 

Aktion Zollstock  

 Int.Gerichtshof für Tiere

Warum gibt es eigentlich Kampfhunde?

Dieser Artikel will nicht Öl in die heiße Kampfhund-Diskussion schütten, sondern den historischen Weg der so genannten "Kampfhunde" zeigen und verdeutlichen, dass der Mensch ursächlich und ziemlich fleißig an der Kampfhund-Thematik herumgefeilt hat. Die Geschichte der Kampfhunde begann in demMoment, in dem sich Hund und Mensch zum Überlebenskampf zusammenschlossen. Die Rede ist von der Jagd, denn selten haben sich Mensch und Hund aus reiner Zuneigung gefunden. Schon immer war der gelehrige Hund Wärter, Waffe und Werkzeug in einem. Der kriegerische und fleischhungrige Mensch suchte und fand im Hund einen Begleiter mit ähnlichen Instinkten und bildete mit ihm eine unschlagbare Interessengemeinschaft.



"Entstehung"

Wie und wann genau die Interessengemeinschaft gegründet wurde, weiß natürlich niemand mehr. Relativ sicher scheint jedoch zu sein, dass alle Hunderassen von Canis rufus (Rotwolf), besonders aber von Canis Lupus (Grauwolf) abstammen. Niemand kann sagen, ob junge Wölfe nun als Spielkameraden für Menschenkinder dienen mussten, oder ob sie von den Abfallhaufen menschlicher Lager lebten und sich dabei selbst domestizierten.

Der Mensch hätte jedenfalls niemals so erfolgreich überleben und sich vermehren können, hätte er sich nicht mit dem evolutionären Erfolgsmodell Wolf zusammen geschlossen. Der Wolf war einst das am weitesten verbreitete Säugetier und der feige, verletzbare Mensch fusionierte mit ihm zu einem unschlagbaren Siegerteam, das, mit dem untrüglichen Instinkt für das Schwächere ausgestattet, umgehend den "Markt" beherrschte.

Erst die Zähmung und Zucht des Wolfes brachte dem Menschen die Herrschaft über alle anderen Tiere. Der Hund war vermutlich das erste Tier, dass in mehreren Rassen und zeitgleich in vielen verschiedenen Gebieten der Erde gehalten und vermehrt wurde.

Vom 80 kg schweren und samt Schwanz zwei Meter langen Grauwolf war der Weg zur ersten Dogge nicht weit. Der Tibetwolf gilt als Ausgangsrasse für die Tibetdogge von der bereits 1121 v. Chr. in der chinesischen Literatur berichtet wird. Griechische Vasen, die 600 v. Chr. gefertigt wurden, zeigen den Halbgott Herakles mit dem Höllenhund Zerberus, der nichts anderes als ein riesiger, schwarzer Wolf ist. Dieser Hund war den Molossern (griechischer Volksstamm) Ausgangsmaterial für eine der gefürchteten Kampfhundarten.

In den Perserkriegen 490 – 449 v. Chr. kämpften "Mann gegen Mann, Pferd gegen Pferd und Hund gegen Hund", wie wir vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot wissen. Alexander der Große begegnete überall auf seinen Kriegszügen dem gefürchteten Mastiff, eine Hunderasse, die wohl als erste zur übelsten Aggressivität herangezogen wurden.

Als die Römer Britannien eroberten, stellten sie erstaunt fest, dass die dortigen Caniden ihren eigenen Hunden haushoch überlegen waren und rekrutierten sie umgehend für ihre Arenen, wo sie auf Löwen, Leoparden und Menschen gehetzt wurden.

Es ist nicht überliefert, dass die Römer Hunde zu Kriegszwecken eingesetzt hätten. Hunde kriegerisch kämpfen zu lassen, war also keine römische Sitte, wenn wir Plinius dem Älteren (23 – 79 n. Chr.) glauben dürfen. Allerdings haben sie sie zum Bewachen ihrer militärischen Anlagen und zum Aufspüren flüchtiger Feinde und Gefangener verwendet.

Der Naturforscher Ulisse Aldrovandi (1522 – 1605) überliefert uns den Modetrend seiner Zeit: "Der Kriegshund muss von erschreckendem Äußeren sein und stets so aussehen, als stürze er sich gerade in den Kampf. Er ist, mit Ausnahme gegen seinen Herrn, ein Feind gegen jedermann". Auch die Kriegsherren des 16. Jhr. inklusive Friedrich dem Großen erfreuten sich ihrer gut und aggressiv abgerichteten Kriegshunde

Gerne wurden auch künstliche Jagden inszeniert, in denen Kampfhunde gegen gefangene Sauen, Hirsche, Bären, Auerochsen oder Wisente gehetzt wurden. Seit der Regentschaft König Johanns (1199 – 1216) züchten die Engländer einen besonders robusten Hund für den Bullenkampf. Den Bulldog (Bullenhund). Er ist ein ca. 25 kg schweres, muskelbepacktes Tier mit mächtigen Kiefern, das auf solche Fleischberge wie eine Granate einschlägt.

Die nächste scharfe Waffe brachte die Kreuzung zwischen dem Bulldog und den wendigen, nicht kleinzukriegenden Terriern. Heraus kam der Bullterrier, der ab dem 19. Jhr. vor allen Dingen in Amerika unter dem Namen Pitbull-Terrier blutige Karriere machte. "Pit" bedeutet "Holzställe", "Hinterzimmer", "Keller", in denen diese Hunde gegen alles kämpfen mussten, was ihnen vor die Schnauze geworfen wurde. Bullterrier Jacko hält seit dem 1. Mai 1862 den traurigen Weltrekord, in weniger als 100 Minuten 1.000 Ratten erledigt zu haben. Noch heute werden in den USA jährlich rund 1.500 Pitbulls in Hundekämpfen "verbraucht".

Aber nun zurück zum Kriegshund: Die Deutschen verfügten 1918 über einen Bestand von 40.000 Militärhunden. Sie verrichteten Arbeiten wie Wach- und Meldedienst und wurden im Sanitätswesen eingesetzt. Nachts liefen diese Hunde mit Notrationen ausgestattet über die Schlachtfelder und sollen auf diese Weise 20.000 verwundete Soldaten gerettet haben.

Im Zweiten Weltkrieg taten ca. 250.000 Hunde Dienst an allen Fronten. Im Algierkrieg wurden dressierte Hunde eingesetzt, die mit einer Sprengladung bestückt unter feindliche Fahrzeuge liefen und die Fernsteuerung Hund und Fahrzeug in die Luft sprengte. Auch die Russen richteten ihre Hunde für gleiche Zwecke ab.

Die Amerikaner setzten im Vietnamkrieg ebenfalls Kriegshunde ein. Es waren unbeschreiblich scharfe, höchst aggressive Hunde, die alles angriffen, nur nicht ihren Herrn. Sie wirkten als machtvolle psychologische Abschreckung gegen Eindringlinge der einzelnen Stützpunkte. Es gab auch sogenannte "Scout Dogs", die die GIs so erfolgreich durchs Unterholz führten, dass der Feind den Befehl gab, erst den Hund, dann den Soldaten zu erschießen. Der Vietcong wurde geradezu mit Bluthunden übersät.

Die Schraube der Gewalt noch weiter anzuziehen, war das Ziel des Tierarztes John Swinford, als er aus Pitbulls, Mastino Nepoletanos und Mastiffs einen neuen Kampfhund züchteten wollte, der eine bis dahin nie gekannte Aggressivität und Beißlustigkeit aufweisen sollte. Aus Swinfords Plänen wurde zum Glück nichts, den der Tierarzt verstarb, bevor seine Pläne wahr wurden.

Was den Wolf von Kampfhunden unterscheidet ist seine nur mäßig ausgeprägte Aggressivität und seine natürliche Vorsicht und Ängstlichkeit. Ein Pitbull hingegen ist angriffslustig, aber überhaupt nicht ängstlich. Beide Charaktereigenschaften, die den gefährlichen Wolf im Grunde gar nicht so gefährlich machen, sind gerade beim Pitbull, aber auch anderen Vertretern seiner Art entkoppelt.



Es liegt am Halter, was aus einem so genannten Kampfhund unter seinen Fittichen wird. Wird er durch gute Pflege und Behandlung ein ruhiges, braves, gehorsames Tier oder eine unberechenbare Waffe?

 Unglaublich, aber wahr - und wäre es nicht mit Verzweiflung, Leiden und Tod verbunden, könnte man meinen, es sei ein Gag: In Deutschland wird zur Zeit die Vernichtung sämtlicher so genannter "Kampfhunde" vorbereitet, einschließlich harmloser Bastarde, denen man irgendeine, wenn auch imaginäre, Verwandtschaft mit den großen Fleischerhunden nachsagt. Und dies bis zur völligen Ausmerzung ihrer Rassen.
 
  


 
(Wobei die allgemein verwendete Bezeichnung "Rasse" natürlich ungenau ist; wir werden sie jedoch notgedrungenermaßen verwenden, um Mißverständnisse zu vermeiden.)
American Staffordshire Terrier, American Pitt Bull Terrier, Bull Terrier, American Bulldog, Bandog, Bullmastiff, Bordeaux-Dogge, Argentinische Dogge, Fila Brasileiro, Kangal (oder Karabash), Kaukasischer Owtscharka, Mastiff, Spanischer Schäferhund, Neapolitanischer Schäferhund, Tosa Isu: Die Liste ist nicht vollständig, sind doch in gewissen Gegenden noch andere Rassen im Visier der Hundefeinde, die sich eine so gute Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen, Geschöpfe aus der Welt zu schaffen, die ihnen ein Dorn im Auge sind. 49 Rassen stehen auf der Abschußliste, sind zur Vernichtung, wenn nicht zur totalen Ausrottung verurteilt. Alles in allem die Endlösung.
Die Regierung verbreitet die Idee, die Besitzer solcher Hunde seien samt und sonders kriminelle Asoziale, und die Medien wiederholen diese skandalöse Lüge im Chor, verbreiten blinden Haß und kollektive Hysterie. Somit kann nun jeder einfältige Beamte, blind der Disziplin gehorchend, schon auf bloße Vermutung oder Denunzierung hin bei jedem beliebigen anständigen Bürger eine Kontrolle durchführen und ohne Durchsuchungsbefehl dessen vierbeinigen Kameraden beschlagnahmen, und sei es auch der einzige Freund, den er noch hat.
In Hamburg ist für 2 Millionen Mark ein Schlachthaus zur Gefangenhaltung und Tötung von Zehntausenden von Hunden eingerichtet worden, denen zuvor der Buchstabe G für "Gefährlich" auf Ohr oder Schenkel tätowiert wurde. Das gleiche G oder eine Tafel mit der Aufschrift "Gefährlich" in grellem Rot ist an den Mauern oder den Türen von Privathäusern angebracht, in denen diese Unglücklichen auf die Hinrichtung warten müssen.
Was unterscheidet diese Tiere, die nur zu "Kampfhunden" werden, wenn brutale Menschen sie dazu abrichten, sich gegenseitig zu zerfleischen oder auf Befehl anzugreifen - was unterscheidet sie von Polizei- oder Armeehunden, die mit fletschenden Zähnen auf Feinde losgehen und Übeltäter in Schach halten und dafür ausgezeichnet werden, außer daß ihre "Meister" nicht auf der gleichen Seite stehen? Alle die Unzähligen aber, die nicht in die Hände krimineller Menschen gefallen sind, treue Gefährten von Kindern, von einsamen alten Menschen, von Familien, die sie lieben - welche Gemeinheit ist es doch, sie zu Sündenböcken der wachsenden allgemeinen Unsicherheit zu machen - sie, die nur für uns leben, sie, die ihr Leben geben würden, um uns zu beschützen!
Das Hamburger Vernichtungslager - genauso wie andere in ganz Deutschland eingerichtete - rühmt sich höchster Effizienz: Ein Eisenbahngleis führt direkt zum einzigen Eingang, und dank seinem Standort nahe der Elbe lassen sich die Kadaverteile diskret entsorgen.
Eine gezielte Propaganda hat die öffentliche Meinung auf diese Vernichtungswelle vorbereitet, und die von den Behörden erlassenen Befehle richten sich in genauer Kenntnis der Sachlage an ein disziplinbesessenes Volk. In Tat und Wahrheit wird der ganzen verborgenen Grausamkeit des Menschen und all seinen versteckten und unterdrückten Haßgefühlen ein willkommener Anlaß zum Ausbruch und freien Lauf in aller Legitimität geboten. Die Bevölkerung wird gar dazu angehalten, bei Freunden, Nachbarn, Verwandten usw. vorhandene große und starke Hunde anzuzeigen, als ginge es dabei um einen staatsbürgerlichen Akt gesellschaftlicher Säuberung.
Natürlich sind viele Deutsche entsetzt und versinken in Scham ob dem, was unweigerlich und mit plastischer Deutlichkeit an die Methoden anderer Massenvernichtungen erinnert; und diese Bürgerinnen und Bürger sind es, die an die internationale Meinung appellieren.
Befassen wir uns zuallererst einmal mit dem sattsam bekannten Gemeinplatz, der immer dann zu hören ist, wenn Tiere leiden und sich eine Parallele zu Menschen aufdrängt: "Das läßt sich nicht vergleichen - es sind ja nur Tiere! Es ist unanständig, das Leiden von Tieren mit dem Leiden von Menschen in Zusammenhang zu bringen."


 Kampfhund?
 
 
 
   Wie die Leser des Journals wissen, hat die Fondation Franz Weber diese Art von Diskriminierung nie akzeptiert. Immer hat sie betont, daß es im Bereich des Mitgefühls keine Prioritäten geben kann. Mitgefühl kennt keine Beschränkungen hinsichtlich Klassen, Rassen oder Arten. Mitgefühl ist unteilbar wie das Leben selbst. Das verkennt unsere westliche Gesellschaft ganz offensichtlich, wenn sie das Wenige, das den Tieren widerwillig gewährt wird, gegen das Viele abwägt, das dem Menschen "von Amtes wegen" zusteht.
 

  
Das Leiden jedes fühlenden Wesens, vom Menschen bis zum Frosch, berührt den wahren Altruisten gleichermaßen. Die Volksweisheit sagt: "Wer Tiere liebt, liebt Menschen." Genauer müßte es heißen: "Wer die Tiere wahrhaft liebt, liebt auch wirklich die Menschen."
Leute, die protestieren (oft nur aus Anpassertum), und sogleich das menschliche Elend ins Feld führen, wenn andere sich der Not der Tiere erbarmen, leiden an seelischem Geiz oder sind Opfer einer engstirnigen, anthropozentrischen Erziehung, die um Lichtjahre entfernt ist von allem, was uns mit den übrigen Lebewesen verbindet. Wer ungerührt zusehen kann, wie ein gemeiner Pöbel die geliebte, sanftmütige Dogge einer alten Dame vor ihren Augen lebendig verbrennt, ist zweifellos auch imstande, wenn es die Umstände (rassistische Propaganda, politische oder religiöse Parolen) gestatten, bei der Folterung von Menschen, die man ihm als schädlich bezeichnet hat, zuzusehen oder mitzutun. Es handelt sich um eine von Anfang an pervertierte, der formbaren Kinderseele eingeprägte Denkart; es ist die unselige Idee, daß alle Lebewesen, die anders sind als wir, "es nicht so spüren wie wir" und daß sie, eben weil sie anders sind, weniger wert seien und daher weniger - oder überhaupt keine - Achtung verdienten. Das ist Rassismus! Ein Rassismus, der den Kindern durch unser Verhalten den Tieren gegenüber eingeimpft wird.
Das Delikt der "sale gueule"
Unnötig zu sagen, daß in Deutschland die der Verdammung preisgegebenen Hunde vom Tierschutzgesetz nicht geschützt sind. Ihre Tötung untersteht keinen Vorschriften und Regeln. Jeder Beliebige kann heute jeden mit dem ominösen "G" markierten Hund, selbst in Begleitung seiner Besitzer (die ihrerseits der Lynchjustiz ausgesetzt sind), auf jede beliebige Weise töten. Außer den zahlreichen Vergiftungen und der bei lebendigem Leibe verbrannten Dogge, von der oben die Rede war, nehmen die Greueltaten einer hysterischen Menge zu. So wurde ein ganz junges Mädchen, nur weil sein Hund ein Bullterrier war, zusammen mit diesem vor den Augen seiner entsetzten Eltern auf der Straße gesteinigt und bewußtlos auf dem Trottoir zurückgelassen.
Die Wut der "Rechtschaffenen" kennt keine Grenzen mehr, zumal sich die Zahl der inkriminierten Hunderassen in gewissen Bundesländern nicht einmal auf die 16 vorgenannten beschränkt. In Nordrhein-Westfalen stehen 42 Rassen auf der schwarzen Liste, 13 davon in der ersten Kategorie. Warum nicht gleich eingestehen, daß man es auf alle Hunde abgesehen hat.
Das bedeutet, daß mindestens 60 % der Hundebesitzer und ihre Vierbeiner dem Volkszorn, beziehungsweise den Henkern der Hundeschlachthäuser ausgeliefert sind!
Zweifellos sind es sogar noch mehr als 60 %, haben es doch einige Besessene selbst auf Bastarde abgesehen, auf den bloßen Verdacht hin, daß auch nur ein paar Tropfen Blutes einer der verteufelten Rassen in ihren Adern fließe. Es genügt, daß ein Hund etwas mehr als 40 cm Widerristhöhe, einen großen Kopf mit vage aufgestülptem Fang und ein Mindestgewicht von 20 kg aufweist - schon wird er beschlagnahmt und hingerichtet. Mit einem Wort: Er bezahlt den Preis dafür, daß der Gesellschaft "seine Visage" nicht paßt.
Ein Funke genügt, um das Pulverfaß, in diesem Fall das perverse Innere des sogenannten "zivilisierten Menschen", zur Explosion zu bringen. Unsere Zeit ist eine Zeit der brutalen Gewalt, der Grausamkeit und des Fanatismus. Daran hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert - ganz im Gegenteil.
Der Funke, der diesmal soviel Haß entfacht hat, ist ein politisches Manöver, das man als reines Ablenkungsmanöver bezeichnen kann.
Laut unseren deutschen Korrespondenten ist die öffentliche Meinung durch den BSE-Skandal und die Unfähigkeit der Regierung, der Kriminalität von Neonazis Einhalt zu gebieten, aufs Äußerste erhitzt. Um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, gingen die Politiker gegen die Hunde der Skinheads vor! Auf perfide Weise setzten sie zunächst die von den Neonazis bevorzugten Hunde mit ihren Besitzern gleich, erklärten diese samt und sonders zu gefährlichen Asozialen und entschieden, das Beste sei daher - wirklich und wahrhaftig! - die Ausmerzung ihrer Hunde.
Das ist natürlich einfacher und weniger riskant als die Festnahme gewalttätiger Neonazis und anderer fanatisierter Gruppen - terrorverbreitender Rowdies, die im übrigen mit ihren Pit-Bulls genauso sadistisch umgehen wie mit den menschlichen Opfern ihrer Aggressionen. Man muß wissen, daß nach den furchtbaren Kämpfen, bei denen sich halb wahnsinnige Hunde vor den Augen einer blut- und horrorlüsternen Menge zerfleischen, den Überlebenden die Wunden mit der Heftmaschine "zugenäht" werden!
Die Angst vor den Skinheads, diesen psychisch Kranken, ist verständlich. Doch auch die Hunde sind deren Opfer, vielleicht sogar die am meisten zu bedauernden. Wie dem auch sei - mit der Vernichtung der Hunde läßt sich in den Augen der politischen Manipulatoren die verängstigte Öffentlichkeit mit einem Trostpflaster abspeisen und von der wirklichen Unsicherheit und deren wahren Urhebern ablenken.
Nacht-und-Nebel-Aktion
Die Verantwortlichen dieser Politik haben wohlverstanden zuerst das Gewicht der Hundefreunde innerhalb ihrer kostbaren Wählerschaft ausgelotet und mit Erleichterung festgestellt, daß es kaum von Bedeutung sei, gibt es doch in Deutschland im Verhältnis zu anderen europäischen Ländern nur wenige Hunde. Sie zogen daraus den Schluß, daß die Anti-Hunde-Gesetze keine allzu hohen Wellen schlagen würden, und gingen mit der gleichen Diskretion ans Werk, die sich schon zu anderen Zeiten bestens bewährt hat. Die deutschen Medien spielten ihrerseits vor allem die vorgekommenen Hundebisse hoch, mit Reportagen, die dazu angetan waren, Panik auszulösen.
In Hamburg luden die Organisatoren einer Demonstration von Hundefreunden die Mitglieder verschiedener Parteien ein, sich mit ihnen auf dem Rathausplatz zu treffen, wo sie tausend Nelken niederlegten. Der Aufruf erntete nur eisiges Schweigen.
In diesem Schweigen einer angeblich zivilisierten Welt werden Zehntausende unserer treuen Gefährten untergehen. Nacht und Nebel - die Taktik hat sich bewährt. Eine systematische Gleichgültigkeit der Presse hält die Mehrheit der Europäer im Unwissen über einen Skandal, in den sie sich unter keinen Umständen einmischen soll.
Informierte Hundefreunde (die mutigen Redaktoren der Zeitschrift "Top Dog" zum Beispiel oder Freund Hugo Yaez, dem wir viele Einzelheiten dieses Berichts verdanken) müssen verzweifelt zusehen, wie komplizenhaftes Schweigen eine seriöse Informationen verhindert. Ist es die für unser Zeitalter so typische Feigheit oder sind es geheime Parolen, die die Journalisten bewegen, den deutschen Hundeskandal zu verheimlichen? Und auch darüber zu schweigen, was auch anderswo in Europa zu geschehen droht, hängt doch das Damoklesschwert über sämtlichen Hunden der EU.
Bereits hat der deutsche Innenminister, Otto Schily, dem französischen Vorsitz der EU bereits den dringlichen Antrag gestellt, an der nächsten Versammlung eine Ausweitung der deutschen Strafgesetzgebung auf die anderen Mitgliedstaaten der EU zu behandeln - ein Antrag, der von Luxemburg bereitwillig übermittelt wurde…
Es steht zu befürchten, daß Frankreich um der französisch-deutschen Freundschaft willen dem deutschen Antrag nachkommt. Bereits hat Georges Sarre, Abgeordneter und Bürgermeister des 11. Arrondissements von Paris, das Gesetz 99.5, die so genannte "Loi Sarre", gegen Kampfhunde (oder angebliche Kampfhunde!) zur Abstimmung gebracht. Sein Kommentar zu den auf der schwarzen Liste stehenden Hunderassen: "Diese Hunde sind die Werkzeuge von Straftätern". Mit keinem Wort erwähnt er die überwiegende Mehrheit der unbescholtenen Hundebesitzer. Sein Gesetz soll übrigens, wie er selbst gesteht, nur Vorstufe zu weiteren, drastischeren Maßnahmen sein, kündigt er doch heute schon an, daß zahlreiche weitere Rassen mit der Versetzung in "andere Kategorien" rechnen müssen. Die weitgespannte Verschwörung der Hundehasser könnte daher schon bald dazu führen, daß auch unsere geliebten Boxer und selbst die anhänglichen Labradors zu gefährlichen Fleischerhunden gestempelt werden!… Der menschlichen Dummheit sind keine Grenzen gesetzt - warum also auf halbem Weg stehen bleiben?
Jedenfalls müssen in Frankreich seit dem 6. Januar 1999 die von der Rassendiskriminierung betroffenen Hunde kastriert werden und einen Maulkorb tragen. Zudem riskieren sie - bei entsprechendem Druck, der in verschiedener Weise auf ihre Besitzer ausgeübt wird -, unter dem erstbesten Vorwand euthanasiert zu werden.
Laut den letzten Nachrichten gibt es wenigstens einen Lichtblick:
Im Strudel der hundefeindlichen Propaganda, die Europa überschwemmt, erweist sich einmal mehr ein Land als wahrhaft zivilisiert: die Schweiz. So hat das Zürcher Kantonsparlament, als ihm Gesetzesvorschläge nach französischem oder, schlimmer noch, deutschem Muster zur Nachahmung vorgelegt wurden, Maulkörbe, Kastrierung und Tötung in globo abgelehnt und klipp und klar erklärt, man solle die Hunde in Frieden lassen, wisse doch jedermann, daß allein deren Besitzer und nicht die Hunde die Schuldigen sind!
 
 Auch ein Pitbull
 
   Zum Schluß dieses Appells zu Gunsten unserer vierbeinigen Freunde, muß ich doch daran erinnern, daß jeder Hund unter bestimmten Umständen oder in einer grausamen oder auch nur ungeschickten oder unverständigen menschlichen Umgebung - was leider oft der Fall ist - beißen kann. Die von kleinen Kläffern zugefügten Wunden sind selbstredend viel weniger schlimm als die schweren Verletzungen, die etwa ein deutscher Schäfer zufügen kann.
 

  
Doch jeder Hund kann beißen, und angesichts des neurotischen Verhaltens so vieler Hundebesitzer ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß Hunde das manchmal tun. Verwunderlich, ja fast ein Wunder ist es vielmehr, daß sie trotz allem, was sie von uns erdulden müssen, trotz unserer Ignoranz über ihre Psyche und ihre Gewohnheiten und trotz unseres eigenen inkonsequenten Verhaltens, im allgemeinen so gutmütig bleiben. Ich muß oft denken, Hunde seien wahre Engel von Geduld - wenn nicht gar Heilige.
Und doch gilt es festzuhalten: Mit den imposanten Eckzähnen in seinem kräftigen Gebiß kann der Hund, wenn er es für legitim hält, schwere Wunden zufügen. Ist nicht selbst der sanftmütigste Labrador imstande, jemanden in Stücke zu reißen, den er als gefährlich für die von ihm geliebten Menschen empfindet? Und zählen wir nicht gerade auf diese Fähigkeit, wenn wir ihm unsere Kinder zum Schutz anvertrauen?
Hat nicht jeder Hundebesitzer irgendwann in seinem Leben darauf gebaut, daß sein treuer Vierbeiner sein Haus, sein Hab und Gut, seine Kinder und sein eigenes Leben verteidige, durch sein Gebell, das jede künstliche Alarmanlage in den Schatten stellt, und mit seinen scharfen Zähnen?
Ist es nicht das Bellen des Hundes, das die Einbrecher fernhält, nicht sein bedrohlicher Gebiß, das ihnen Angst einjagt?
Seit Jahrtausenden ist der Hund ein treuer Waffenkamerad, ein unvergleichlicher Leibwächter. Und daß wir seinen Schutz in Anspruch nehmen, zeigt doch deutlich, wie sehr wir auf seine Hunde-Eigenschaften bauen.
Warum machen wir ihm nun nach all den Jahrtausenden inniger Kameradschaft plötzlich zum Vorwurf, daß er so ist, wie er ist und wie wir wollen, daß er sei? Ist das unsere Dankbarkeit?
Was ist denn eigentlich los mit unserer Epoche, daß wir Mitgeschöpfe, auf die wir uns immer voll verlassen konnten, plötzlich zu "blutrünstigen Bestien" erklären, nur weil menschliche Bestien die natürliche und perfekt in Schranken gehaltene Aggressivität der Hunde durch grausame Abrichtung zum Wahnsinn aufgepeitscht haben? Mit welchem Recht lassen wir es zu, daß unsere Hunde gerade wegen jener Eigenschaften hingerichtet werden, die sie uns so wertvoll machen: ihre blinde Unterwerfung unter den Menschen, ihre Fähigkeit, zu kämpfen, und ihre Bereitschaft, ihr Leben für das unsere hinzugeben.
Aus dem Französischen übertragen von: EXPRESSIS VERBIS
 


 
 Artikel von A.Prof Dr. Irene Stur : 
 
  "Kampfhunde" gibt’s die?

 

Der tragische Tod eines Hamburger Kindes, das durch einen Hund ums Leben gekommen ist, hat eine Welle von Reaktionen hervorgerufen, die in ihren Konsequenzen bis jetzt nicht absehbar sind. Der Tod dieses Kindes macht betroffen so wie es immer betroffen macht, wenn ein Kind zu Tode kommt, ob durch eine schwere Erkrankung, durch einen Autounfall oder wie in diesem Fall, durch einen Hund. Genauso betroffen macht aber die Tatsache, dass dieses Kind nicht hätte sterben müssen, wenn bestehende Vorschriften eingehalten worden wären. Denn der Hund, der das Kind getötet hat, war den Behörden als gefährlicher Hund bekannt, der Besitzer des Hundes war  mehrfach vorbestraft und der Hund war mit Auflagen wie Leinen- und Beißkorbzwang belegt worden. Es hatte sich nur der Besitzer nicht darum gekümmert und auch die Behörden  haben die Durchführung der Auflagen nicht kontrolliert.

Als Reaktion auf diesen Vorfall werden nun im „Schnellschussverfahren“  neue Gesetze und Verordnungen diskutiert bzw. erlassen,  die alle die gleichen Schwächen aufweisen.

· Sie beruhen nicht auf sachlich-wissenschaftlichen Grundlagen  und

· Sie sind von ihrer praktischen Durchführbarkeit  zu wenig durchdacht.

 

Im Rahmen der Diskussionen taucht auch immer wieder der Begriff „Kampfhund“ auf, unter dem je nach Land bzw. Bundesland verschiedene Rassen subsummiert werden.

 Auch wenn der Begriff „Kampfhund“ medial gesehen sehr anschaulich ist und dazu angetan ist, die Ängste der Bevölkerung  zu schüren, so ist er doch sachlich nicht richtig. Denn „den Kampfhund“ als biologische Einheit gibt es nicht.  Im historischen Sinn waren Kampfhunde Hunde, die in der Antike mit in den Kampf genommen wurden. Sie sollten in erster Linie groß sein um dem Gegner Furcht einzuflössen. Daneben sollten sie eine möglichst hohe Reizschwelle haben um im Kampfgetümmel nicht kopflos das weite zu suchen. In jüngerer Zeit gibt es eine Gruppe von Hunden,  die gezielt für Hundekämpfe gezüchtet wurden. Diese Hunde sollten eine hohe Aggressivität haben, die aber ausschließlich auf Artgenossen gerichtet sein sollte. Hundekämpfe sind seit langer Zeit verboten, nichtsdestoweniger existiert eine Untergrundszene, in der Hundekämpfe stattfinden. Für diese Kämpfe werden Hunde entweder gezielt gezüchtet oder abgerichtet und  verwendbar sind dafür grundsätzlich Hunde verschiedenster Rassen oder Mischlinge.

Den „Kampfhund“ im Sinne des Wortes gibt es also ausschließlich in einer kleinen kriminellen Szene und ganz sicher nicht in den Wohnzimmern oder Gärten  der durchschnittlichen Hundehalter.

 Was es allerdings sehr wohl gibt, das ist der gefährliche Hund. Und den gefährlichen Hund den gibt es quer durch alle Rassen und durch alle Gesellschaftsschichten.

Der  Anteil von gefährlichen Hunden an der Gesamthundepopulation ist allerdings verschwindend klein. Weit mehr als 99% aller Hunde werden  niemals in ihrem Leben auffällig.

Der Gesetzgeber steht nun dennoch vor dem zugegebenermaßen schwierigen Problem,  dem berechtigten Wunsch der Bürger  nach Schutz vor gefährlichen Hunden zu entsprechen. Und damit stellt sich in erster Linie einmal ein Definitionsproblem.

Die anscheinend einfachste Lösung ist die Definition bestimmter Hunderassen als besonders gefährlich, sozusagen die Erstellung einer „roten Liste“, und die Verhängung von Auflagen für diese Hunde, die von Leinen- und Beißkorbzwang  über Halte- und Zuchtverbot bis zu Wegnahme und Euthanasie der Hunde gehen kann.

 Ganz abgesehen davon, dass in einem Rechtsstaat die Wegnahme und Euthanasie eines Hundes gegen den Willen des Eigentümers und ohne vernünftigen Grund  rechtswidrig ist,  und ein absoluter Leinenzwang auch aus einem primär ungefährlichen Hund einen gefährlichen machen kann, ist die Definition der Gefährlichkeit allein aufgrund der Rassezugehörigkeit sachlicher Unsinn.

 

Was also macht einen Hund gefährlich?

 

Da wäre zunächst die Sache mit der Aggression. Aggression ist ein Merkmal, das in der Art  Hund recht fest verankert ist, da es bei der Evolution und Domestikation des Hundes eine ganz wichtige Rolle gespielt hat. Bei den Stammvätern der Hunde, den Wölfen, verpaaren sich nur die ranghöchsten Tiere miteinander und die Rangordnung wird auf  aggressive Art und Weise ausgehandelt. Damit kamen immer nur  die Tiere zur Fortpflanzung, die die Rangordnungsauseinandersetzung erfolgreich bestanden haben.  In der Domestikation hat sich diese Selektion auf Aggressivität fortgesetzt, denn bei fast jeder Verwendung des Hundes  im Dienste des Menschen spielte Aggression eine mehr oder weniger große Rolle. Ob es die Verwendung als Wächter von Haus- und Hof (territoriale Aggression),  der Einsatz als Jagdhund (Beuteaggression, Verteidigungsaggression) oder die Verwendung als Hütehund (Dominanzaggression, territoriale Aggression) war, die Tiere mit den ausgeprägtesten Aggressionsmerkmalen wurden zur Weiterzucht verwendet. Dabei  war aber die züchterische begünstigte Aggression so gut wie niemals gegen den Menschen gerichtet.

 Aggression  alleine macht einen Hund aber noch nicht gefährlich. Nur wenn diese Aggression durch bestimmte Reize auch ausgelöst wird, wird der Hund gefährlich. Und dafür ist unter anderem auch die Reizschwelle des Hundes verantwortlich. Je höher die Reizschwelle eines Hundes ist umso geringer  ist die Wahrscheinlichkeit, dass seine Aggression ausgelöst wird. Wirklich gefährlich ist also ein Hund wenn er ein hohes Aggressionspotential bei gleichzeitig niedriger Reizschwelle hat. Sowohl Aggression als auch Reizschwelle eines Hundes sind zwar grundsätzlich genetisch verankert, werden aber durch Umwelt- und Haltungsbedingungen verändert. So sinkt z.B. die Reizschwelle eines Hundes, wenn er  niemals oder zu wenig Gelegenheit hat, sich frei zu bewegen. Ein ständiger Leinenzwang als Maßnahme zur Prävention vor Hundebissen ist somit als äußerst problematisch anzusehen, da durch den damit verbundenen Mangel an Bewegung, die Reizschwelle des Hundes sinkt und er damit de facto gefährlicher wird.

 Eine weitere ganz wichtige Gefahrenursache ist der Halter des Hundes. Und da gibt es vor allem zwei Typen von gefährlichen Besitzern.

 · Da wäre einmal der  Mensch, der mit seinem Hund in einem unklaren Rangverhältnis lebt, der es also nicht geschafft hat, dem Hund klar zu machen, dass der Hund immer der rangniedrigste im Rudel ist. Dieser Hundehalter hat seinen Hund somit nicht unter Kontrolle und damit ist der Hund potentiell gefährlich.

 · Das zweite ist der Hundebesitzer, der Freude daran hat, einen gefährlichen Hund zu besitzen und sogar noch Maßnahmen trifft, um den Hund gefährlicher zu machen.

 Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unfallsituation. Da es beim Hund verschiedene Aggressionsformen gibt, gibt es auch unterschiedliche Situationen, die diese Aggression auslösen. So gibt es unter Beachtung der verschiedenen Aggressionsformen sehr typische Unfallsituationen:

 

+ Opfer betritt Territorium des Hundes  (Territorialverteidigung)

+ Opfer läuft vor dem Hund davon  (Beutefang)

+ Opfer fährt mit dem Fahrrad am Hund vorbei  (Beutefang)

+ Opfer unterschreitet die kritische Distanz des Hundes -  Hund fühlt sich bedroht  (Verteidigung)

+ Opfer fügt dem Hund Schmerzen zu  (Verteidigung)

+ Opfer nimmt dem Hund sein Futter weg  (Dominanzverhalten)

+ Opfer verdrängt den Hund von einem Vorzugsplatz z.B. Sofa oder Bett (Dominanzverhalten)

 

Vermeidung solcher typischer Unfallsituationen stellt somit eine sehr wirksame Schutz- und Präventivmaßnahme vor Hundebissen dar.

 

Woran erkennt man aber nun einen gefährlichen Hund ?

Grundsätzlich einmal daran, dass er bereits einmal oder mehrfach durch aggressives Verhalten aufgefallen ist.  Hunde sind, wenn sie gefährlich sind, Wiederholungstäter. Eine sehr wirksame Präventionsmaßnahme ist somit die Definition von auffällig gewordenen Hunden als gefährlich und die Belegung dieser Hunde und ihrer Besitzer mit entsprechenden Auflagen. Damit könnte bereits ein sehr großer Teil  von Verletzungen durch Hunde vermieden werden.

 Oft wird auch der große Hund als besonders gefährlich angesehen. Das ist aber auch nur bedingt richtig. Es ist zwar klar, dass  ein großer Hund, wenn er beisst, mehr Schaden anrichten kann als ein kleiner, einen Hund grundsätzlich als besonders gefährlich anzusehen, nur weil er eine bestimmte Größe überschreitet  ist aber ebenso wenig sinnvoll, wie die Gefährlichkeit auf  der Basis  der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse zu definieren.

 

Was kann man noch tun?

 

Es gibt einige Maßnahmen, die getroffen werden können um das Risiko von  Verletzungen durch Hunde zu mindern. Dazu sind aber nicht nur die Gesetzgeber gefragt sondern in erster Linie jeder einzelne Hundebesitzer

 

·  Durchgehende Kennzeichnung aller Hunde, im Idealfall durch Mikrochip. Damit ist die Registrierung und Überwachung auffällig gewordener Hunde erleichtert. Ein weiterer Vorteil, den eine lückenlose Kennzeichnung bringt, ist, dass Hunde nicht mehr einfach ausgesetzt werden können und verlorengegangene Hunde ihren Besitzern wieder zurückgebracht werden können. Die technologischen Voraussetzungen dafür sind gegeben, so bietet z.B. der Verband Österreichischer Kleintiermediziner  eine internationale Datenbank, die rund um die Uhr über das Internet abrufbar ist (http://www.animaldata.com)

 

·  Sachkundenachweis für Hundehalter. Hunde sind sehr komplexe lebendige Geschöpfe, der richtige Umgang mit ihnen, der letztlich auch eine Voraussetzung  für eine risikoarme Haltung ist, erfordert eine  gewisse Sachkompetenz. Nichtsdestoweniger werden Hunde oft aus einer momentanen Laune heraus gekauft ohne dass man sich vorher  ausreichend informiert.  Information vor dem Hundekauf durch Tierärzte und Rassezuchtverbände, allenfalls vorgeschriebene Schulungen für Besitzer von auffällig gewordenen Hunden, unter Umständen sogar eine grundsätzliche Pflicht für einen Sachkundenachweis für Hundehalter könnten  ebenfalls helfen, das Risiko zu mindern

 

·  Gesundheits- und Wesenstest für Zuchthunde. Aggressives Verhalten  kann sehr  vielschichtige Ursachen haben. Ein nicht zu unterschätzender Prozentsatz von Verhaltensstörungen hat organische Ursachen, das heißt, verschiedene Erkrankungen können auch zu Verhaltensstörungen führen. Verhaltensstörungen haben zudem fast immer so wie viele Gesundheitsstörungen auch eine genetische Grundlage sodass die Zucht mit verhaltensauffälligen und/oder kranken Hunden in jedem Fall zu vermeiden ist.  Das ERVIP-Programm  (http://www.ervip.tierarzt.at) ist eine tierärztliche Initiative, die Zuchtverbänden und Züchtern  rassespezifische standardisierte Untersuchungen anbietet, wobei Welpen, die aus untersuchten und gesunden Elterntieren stammen und selber  untersucht und gesund befundet worden sind, mit einem tierärztlichen Gütesiegel, dem ERVIP (Erb-Vital-Pass) ausgezeichnet werden.

 

·  Und nicht zuletzt kann jeder einzelne verantwortungsbewusste Hundebesitzer  dazu beitragen, dass die Angst der Bevölkerung vor Hunden gemindert wird. Es sollte doch nicht passieren, dass die  20000 Jahre alte Gemeinschaft zwischen Mensch und Hund,  durch einige wenige verantwortungslose Hundebesitzer  in ihren Grundfesten erschüttert und in Frage gestellt wird.  Zumal diese Gemeinschaft ja auch unendlich viele positive Aspekte hat.

 

"Nicht das Tier ist Täter,sondern der Mensch,

das Tier ist lediglich das Opfer ! "

 


Tierfreund.de/Kampfhunde




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