Sooo hier nun mal das SPEZI *g*  

Das Thema was mir am Herzen liegt ist die Homosexualität...

Also ich erwähnte ja auf der Hobbyseite schon das ich nur Frauen liebe,das war nicht immer so...nein, sonst hätt ich ja auch keine Minimonster *g*...
...ich bin glücklich so wie es ist...

Also es fing alles aus fun an im Juli ´01...ich wurde aufmerksam als jemand in einem Privatchat ( da wurde Wahrheit oder Pflicht gespielt *fg* ) gefragt wurde,was ihr geheimster Wunsch wäre,die Antwort darauf ließ mir keine Ruhe ( obwohl ich nie an sowas dachte ),denn sie sagte : Erfahrung mit einer Frau....neugierig wie ich war,sprach ich sie wenige Tage später darauf an und dann fingen wir aus fun an zu flirten auf Teufel komm raus *kicher*...das ganze ging über Monate bis wir schließlich merkten das mehr wie nur fun war und wir traffen uns und es war um uns geschehen...leider hielt es nicht lange, da sie nicht dazu stehen konnte...aber seither weiß ich,das ich NUR Frauen liebe und niemehr einen Mann möchte...kann mir nich mal mehr vorstellen einen auch nur zu küssen,will ich mir auch gar ned erst vorstellen *smile*...soll nun aba ned heißen das ich Männer hasse,als Freund und Kumpel schön und gut,aber ich möchte mit keinem mehr zusammen sein...

So und zu dem Thema möcht ich mich noch weiter ausgehend äussern...

..denn seitdem ich mir nun sicher bin was ich will,hab ich mich sehr mit der Thematik beschäftigt und es war für mich sehr erstaunlich wieviele Frauen doch Lesbisch sind und wieviele Männer schwul sind...war mir vorher nie so sehr bewußt... vorallem wieviele vorher in einer Heterobeziehung waren und nun mit dem gleichen Geschlecht zusammen sein wollen,ist wirklich erstaunlich...aber bis zu diesem Erkennen und auch Ausleben dauert es meistens auch seeeehr lange,denn es gibt Menschen die es nicht zeigen können / wollen..aus Angst vor dem was dann auf sie zukommt durch andere usw....

Also ich denke man muss schon auch abwägen wem man des erzählt / zeigt...z.B. Eltern,Freunde,Job... usw...grade Thema Job...da haben doch die meisten Angst davor den Job zu verlieren,berechtigt,denn dieses Thema ist noch immer heikel und wird von vielen noch immer diskriminiert...also im Job würd ich es auch nicht ausplaudern,geht da keinen was an, meine Meinung :o) ...auch ist es schwer den Eltern und Freunden das zu erzählen,denn die Angst vor der Reaktion lässt einen unsicher werden und man zögert das " Geständnis " immer weiter raus...auch wenn dann gesagt wird : Wir tolerieren es...meine Erfahrung hat in letzter Zeit gezeigt,das es doch nicht soooo toleriert wird wie zu anfangs gesagt wurde...damit meine ich nun Familienmäßig....ich habe nicht gerade viel Familie,aber die die ich hab wissen es zum größten Teil...ein paar aber nicht und als ich dann Pfingsten zum Kaffee eingeladen wurde und aber meine damalige Freundin bei mir zu besuch war,wurde mir dann gesagt : Na wenn Du Besuch hast,dann vielleicht besser nicht.... denn es waren da ein paar Leute,darunter auch zwei aus der Familie,die es wohl nicht wissen sollten...ich persönlich habe kein Problem damit das zu sagen und zu zeigen,aber dann wohl diese Person die mich einladen wollte...dann sollen sie aber nicht um den heißen Brei reden,sondern mir das offen ins Gesicht sagen.....finde das nicht so fair...

Desweiteren ist die Öffentlichkeit noch ein Partner der Angst sich zu zeigen.... denn es gibt noch immer diese Vorurteile gegen " Homos ",die ich nicht verstehen kann,denn wir sind auch nur Menschen mit einem Herz und Gefühlen,die genauso das Recht darauf haben lieben zu können wen sie wollen... es geht doch nicht um das Geschlecht,sondern um die Gefühle,um LIEBE !!!

Für manch einen ist der Anblick zweier Frauen die Hand in Hand durch die Stadt gehen "normal" oder auch ästhetisch,aber was ist wenn sie sich küssen ? Dann läuft doch manch einer vor den nächsten Laternenmast oder bleibt verdattert stehen.... machen das zwei Männer ( Hand in Hand ) , dann bekommen sie böse und unverstandene Blicke...es ist doch nichts anderes wie zwei Frauen oder auch Mann und Frau, klar ist dieses Bild ungewohnt,aber keinesfalls abscheulich oder derartiges.... was aber viele dann denken...warum dieses Mauerdenken ? Warum nicht tolerieren und sich für diese Menschen  freuen das sie ihre Liebe gefunden haben,glücklich sind und dazu stehen ?

Manche sagen sogar Homosexualität wäre eine Krankheit,wäre eine Fehlentwicklung,das ist doch völliger Schwachsinn... und manche kommen dann mit der Bibel,sagen es wäre Sünde das selbige Geschlecht zu lieben,wenn es so ist,warum gibt es dann sooo viele Homosexuelle ?

Andere sagen auch das wir keine Kinder erziehen dürften,mit der Begründung, das den Kindern eine falsche Rolle vorgelebt wird,von wegen zwei Männer oder zwei Frauen... wir könnten ihnen nicht das beibringen was Mann und Frau zusammen könnten, ich frage mich wieso ? Leben wir sooo anders ? 

Wir leben doch genauso wie ein Heteropaar,wir arbeiten,essen,schlafen,erziehen Kids,haben Freunde,atmen die selbe Luft,....nur eines ist anders,unsere Sexualität... wir genießen die Zärtlichkeiten des gleichen Geschlechts... und daran finde ich nichts verwerfliches !!!!!!!!





Hier nun noch mehr über das Thema :

Homosexualität

Homosexualität ist ein anderes Wort für Gleichgeschlechtlichkeit und bedeutet eine sexuelle Vorliebe für Menschen, die das gleiche Geschlecht haben. Umgangssprachlich nennt man homosexuelle Männer auch Schwule, bei Frauen spricht man von Lesben.
Da sich viele Homosexuelle selber stolz als "schwul" oder "lesbisch" bezeichnen, wird denen der Wind aus den Segeln genommen, die diese Worte als Beleidigung oder Schimpfworte benutzen wollen.
Homosexuelle sind weder schlechter noch besser als Heterosexuelle: sie sind aufgrund ihrer Homosexualität nicht begabter oder freundlicher, haben keine speziellen Erkennungsmerkmale, haben glückliche und unglückliche Beziehungen, haben mal viel und mal wenig Sex ... ebenso wie alle anderen Menschen auch.
Natürlich gibt es immer noch Menschen, die darin etwas Anstößiges sehen. Damit Homosexuelle Unterstützung finden, haben sie sich zu Selbsthilfegruppen zusammengefunden und bieten Hilfe an. Um so wichtiger ist es, deutlich zu machen, dass Homosexualität keine Krankheit ist und dass es darauf ankommt, einen Menschen zu lieben und zu achten.  

 

Wie entsteht Homosexualität?

Frage: "Wie entsteht eigentlich Homosexualität?"
Antwort: "Genauso wie Heterosexualität. Und wie die entsteht, wissen wir auch nicht." (Jürgen Lemke, Verloren am anderen Ufer?, S. 18) "Es gibt so viele Entstehungstheorien der Homosexualität, wie es Forscher gibt, die sich mit dieser Frage beschäftigt haben." (Helmut Kentler in: Wulf, Lust und Liebe, S. 298) "Solange die Gesellschaft ihren Frieden mit den Homosexuellen nicht macht, solange ist die Erforschung der Entstehungsbedingungen für die Homosexuellen potentiell gemeingefährlich. Das lehrt die Geschichte des Verhältnisses von Wissenschaft und Homosexualität." (Gunter Schmidt, Das große DERDIEDAS über das Sexuelle, S. 127)
Es ist gut, dass wir nicht wissen, wie Homosexualität entsteht. Denn bisher hat jede Behauptung, etwas darüber zu wissen, dazu geführt, dass versucht wurde, Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung zu Heterosexuellen zu "machen". Dies hat viele schwule Männer und lesbische Frauen ihre sexuelle Empfindungsfähigkeit oder gar ihre Liebesfähigkeit gekostet, manche wurden davon psychisch krank, einige wurden grausam zu Tode gequält. Die Annahme, die gleichgeschlechtliche Orientierung sei angeboren, kann beispielsweise die Genforschung auf die Spur eines "Homosexuellen-Gens" bringen, wahrscheinlich mit dem Ziel, dieses Gen auszumerzen oder Kinder mit einem solchen Gen gar nicht erst auf die Welt kommen zu lassen. Wird Homosexualität auf die Erziehung zurückgeführt, liegt es natürlich nahe, sie durch Umerziehungsversuche aus der Welt schaffen zu wollen. Bisher sind alle derartigen Versuche gescheitert. Allenfalls wurden oberflächliche Anpassungsleistungen erreicht. Mit der Behauptung, Homosexualität sei eine Fehlentwicklung, hat sich vor allem die Psychoanalyse hervorgetan, obwohl ihr Begründer Freud schon 1935 in einem Brief an eine Mutter schrieb, Homosexualität sei nichts, dessen man sich schämen müsse, kein Laster und auch keine Krankheit. Es ist nicht abwegig, anzunehmen, dass die spätere psychoanalytische Forschung nur deshalb das Gegenteil behauptete, weil die Forschenden in ihren Praxen nur solche homosexuellen Menschen kennen lernten, die psychische Probleme hatten, und daraus schlossen, alle Homosexuellen seien krank. Logischer Weise hätten sie dann bei ihren heterosexuellen Patienten und Patientinnen mit psychischen Problemen diese Annahme auf alle Heterosexuellen übertragen müssen und deshalb folgerichtig alle Menschen für psychisch gestört halten müssen... Es ist sehr bedauerlich, dass gerade die Psychoanalyse so immer wieder dazu beiträgt, uralten Vorurteilen gegen Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung neue Nahrung zu geben. Für viele Eltern ist die Vorstellung hilfreich, Homosexualität sei angeboren, da diese Vorstellung sie von Selbstvorwürfen entlastet und sie von dem inneren Zwang befreit, sie müssten etwas gegen die sexuelle Orientierung ihres Kindes unternehmen. Es spricht in der Tat einiges dafür, dass die gleichgeschlechtliche Orientierung schon früh bei einem Menschen angelegt, vielleicht sogar angeboren ist. Wir wissen auch, dass Menschen, die später gleichgeschlechtliche Liebespartner hatten, schon früh das Gefühl hatten, anders zu sein als andere Kinder ihres Alters und sich oft schon lange vor der Pubertät in Menschen gleichen Geschlechts verliebten, auch wenn sie noch nie etwas über diese Möglichkeit gehört hatten und sie daher auch nicht benennen konnten. Dies haben die groß angelegten Untersuchungen des Kinsey-Instituts bestätigt, durch die folgende Annahmen als Ursachen von Homosexualität widerlegt wurden:
Jemand könne zur Homosexualität verführt werden,
Homosexualität entstehe durch eine übermäßige Mutterbindung,
Schwierigkeiten in der Beziehung zum Vater führten zu Homosexualität,
Homosexualität sei eine Folge von Genitalspielen mit Geschwistern,
Ein Kind werde homosexuell, wenn die Eltern sich ein Kind des anderen Geschlechts gewünscht hätten (und ihm daher z. B. das falsche Spielzeug oder falsche Kleidung gegeben hätten). DIE

KINSEY-SKALA 
ausschließlich heterosexuell         :   0 
überwiegende heterosexuell mit gelegentlichen homosexuellen
Gefühlen oder Verhaltensweisen    :   1 
hauptsächlich heterosexuell, mit etwas homosexueller Neigung oder Erfahrung                        :   2 
zu gleichen Teilen homosexuell und heterosexuell   :  3 
hauptsächlich homosexuell, mit etwas heterosexueller Erfahrung oder Neigung                           :  4 
überwiegend homosexuell mit gelegentlichen heterosexuellen
Verhaltensweisen oder Gefühlen     :  5 
ausschließlich homosexuell            :  6 


Kinsey fand statt dessen heraus, dass "Heterosexualität" und "Homosexualität" keine klar voneinander trennbaren Eigenschaften sind. Homosexuelle und heterosexuelle Betätigungen und psychologische Reaktionen waren in der Bevölkerung so verteilt, wie folgendes Schema zeigt: "Die Natur kennt keine scharfen Einteilungen. Nur der Mensch erfindet Kategorien und versucht, die Wirklichkeit in verschiedene Schubfächer zu zwingen. Alles im Leben ist in jeder Hinsicht ein Kontinuum."(Kinser 1966, zitiert nach Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 90)
 
Wenn eine Frau oder ein Mann sich einmal dazu durchgerungen hat, den Eltern zu eröffnen, dass sie oder er einen Menschen des gleichen Geschlechts liebt, können wir davon ausgehen, dass dies nicht leichtfertig geschieht. Meist ging eine lange Zeit der Unsicherheit voraus, in der dieser Mensch ausprobiert hat, ob es ihm oder ihr nicht doch gelingt, einen Menschen des anderen Geschlechts zu lieben. Doch es wird wohl kaum Eltern geben, die um einer fragwürdigen "Normalität" willen ihrem Kind wünschen, dass es sich und den Partner oder die Partnerin auf diese Weise unglücklich macht. Natürlich gibt es auch Heterosexuelle, die mit Partnern zusammenleben, die sie nicht aus vollem Herzen lieben können - vielleicht haben sie nach einer Enttäuschung den oder die Nächstbeste gewählt, vielleicht spielten finanzielle oder berufliche Gründe oder auch der Wunsch der Eltern eine Rolle, vielleicht war ein Kind unterwegs. So wie sie hoffen auch manche Lesben und Schwule, dass die Liebe mit der Zeit noch kommt, und sie sehen erst nach einigen Ehejahren ein, dass ihr gleichgeschlechtliches Begehren so stark ist, dass sie nicht entgegen dieser Ausrichtung leben können. Gut gemeint!!

"Später wird mir mein Kind einmal dankbar sein", dachten Generationen von Eltern, wenn sie ihm die Linkshändigkeit abgewöhnten, manchmal durch Schläge und Festbinden der linken Hand, manchmal durch freundliches Zureden und "vernünftige" Argumente. Heute wissen wir, dass sie ihrem Kind damit großen Schaden zufügten, dass diese Umerziehung in ihren Folgen einem gewaltsamen Eingriff ins Gehirn gleichkommt: Die Folgen sind motorische Störungen, Blockierungen im Denken, Sprach- und Gedächtnisstörungen, gefolgt von Selbstwertproblemen, psychosomatischen Erkrankungen, Kontakt- und Beziehungsproblemen bis hin zu vollständigem beruflichem Versagen. (Vgl. Johanna Barbara Sattler, Der umgeschulte Linkshänder, Donauwörth 1998) Es gibt einige Parallelen zwischen dem Versuch, Linkshändigkeit "wegzumachen" und dem Umgang mit der gleichgeschlechtlichen Orientierung. Auch manche Eltern von Lesben und Schwulen fühlen sich verpflichtet, etwas gegen die homosexuelle Veranlagung ihres Kindes zu unternehmen, besonders wenn ihr Kind noch minderjährig ist. Und leider gibt es immer noch Psychologen, Psychiater und Seelsorger, die Eltern hierbei "Hilfe" versprechen. Die Folgen können sogar noch schwer wiegender sein als bei der Umschulung von Linkshändigkeit zur Rechtshändigkeit.

 

Sind Lesben männlich und Schwule weiblich?

Schon im Kindergarten gebrauchen kleine Jungen heutzutage das Wort "schwul" als Schimpfwort, wenn sie ausdrücken wollen, dass ein Junge ihnen nicht "männlich" genug ist. Früher wurde dafür noch das Wort "Muttersöhnchen" oder "Heulsuse" verwendet. So lernen Kinder noch bevor sie wissen, was "schwul" bedeutet, eine Verbindung zwischen der Anpassung an die (männliche) Geschlechtsrolle und der sexuellen Orientierung herzustellen. Beides hat aber nichts miteinander zu tun. Eltern, die nicht allzu überrascht sind, wenn ihr Kind ihnen eröffnet, dass es schwul oder lesbisch ist, berichten oft, ihre Tochter sei früher eher jungenhaft gewesen, sei gern auf Bäume geklettert und habe sich geweigert, Röcke und Kleider zu tragen. Oder ihr Sohn sei immer so zuvorkommend gewesen, habe gern im Haushalt geholfen und sei Prügeleien aus dem Weg gegangen. Andere Eltern können beim Coming-out nicht glauben, was ihr Kind ihnen da erzählt, weil der Sohn "ein ganz normaler Junge" oder die Tochter "so hübsch und in jeder Hinsicht perfekt" war: Wenn ich an ihn denke, dann, wie er früher war: ein lieber Kerl, ein richtiger Junge, immer vorneweg mit dem Mund, aber nie zu frech, ich meine, mir gegenüber. Er war auch kein Muttersöhnchen, wenn Sie das meinen. Er war ein ganz normaler Junge, das ist es ja gerade! Sie ist ein so mädchenhafter Typ, groß, schlank, lange, kastanienbraune Haare, auf der Straße dreht man sich nach ihr um. (...) Sie ist also wirklich kein Mädchen, das keinen Mann abbekommen würde. Sie könnte an jedem Finger zehn haben, wie man so sagt. Und irgendwie finde ich "es" darum noch schlimmer. (Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 103 u. 92)
 
Lesbische Frauen und schwule Männer sind Frauen und Männer wie heterosexuelle auch. Es gebe "genug schwule Männer, die sich wie Grobiane und Machos verhalten", schreibt Wiedemann, "und viele heterosexuelle Männer, die sehr einfühlsam und partnerschaftlich sind." (Hassenmüller, S. 82) Homosexuelle und Heterosexuelle unterscheiden sich nur in der Partnerwahl, nicht in ihren Eigenschaften. Aber die Eigenschaften und Interessen aller Menschen gehen weit über das hinaus, was ihnen die eng gesteckten Grenzen der Geschlechterrollen vorschreiben. Und es gibt hier wie dort besonders willensstarke Kinder, die die Anpassung an diese Rollen verweigern, oder auch Eltern, die ihre Kinder unterstützen, wenn sie sich nicht in die vorgegebenen Rollen zwängen lassen wollen. Es ist also ein Vorurteil, dass Lesben eher männlich und Schwule eher weiblich seien. An dieses Vorurteil glauben aber auch viele Lesben und Schwule selbst, weil sie sich anders nicht erklären können, warum sie sich in gleichgeschlechtliche Partner verlieben. Sowohl in der lesbischen und schwulen Subkultur als auch in Filmen begegnet man Lesben und Schwulen, die dieser Klischeevorstellung entsprechen: "Kessen Vätern" im Herrenanzug und Tunten in Rüschenkleidern, die sich hiermit auch manchmal über Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen lustig machen, während die anderen Lesben und Schwulen so "normal" aussehen, dass sie nicht wahrgenommen werden. Sehr "weibliche" Lesben und sehr "männliche" Schwule tun sich daher besonders schwer, sich ihre Homosexualität einzugestehen: Lesben haben als Mädchen mit den Jungs Indianer gespielt - ich spielte mit Puppen und am liebsten mit Mädchen. (...) Lesben sind burschikos - ich doch sehr feminin, aber ein "Weibchen" bin ich noch lange nicht. Lesben haben eine dunkle Stimme - ich singe im Sopran. Lesben sind kurzhaarig - ich schminke mich, trage gern Kleider und liebe meine langen Haare, aber spielt das überhaupt eine Rolle? Lesben sind forsch und selbstbewusst - ich bin eher schüchtern und oft verunsichert. (...) Und überhaupt, ich habe mich doch auch in Männer verliebt! (FLUSS, Das lesbischwule Coming-out-Buch, S. 87)  
Dass Lesben manchmal so tun, als ob sie Männer wären, hat - neben dem Spaß am Spiel mit den Geschlechterrollen - auch historische und pragmatische Gründe: Ihnen blieb bis vor wenigen Jahrzehnten gar nichts anderes übrig, als sich äußerlich für Männer so unattraktiv wie möglich zu machen oder sich als Männer zu verkleiden, wenn sie einigermaßen unbehelligt von männlichem Begehren ihre Liebe leben wollten. Außerdem mussten sie dann ja auch finanziell von einem Mann unabhängig werden. Sie mussten sich also dafür einsetzen, dass sie berufstätig sein und ohne Mann leben konnten. In den Kämpfen der Frauenbewegungen für Frauenrechte und für die Emanzipation der Frauen spielten Lesben daher zweifellos eine wichtige Rolle. Da Schwule sich nicht so krampfhaft wie heterosexuelle Männer von allem "Weiblichen" abgrenzen mussten, um von ihresgleichen als richtige Männer anerkannt zu werden, konnten sie zusammen mit der Frauenbewegung in den letzten Jahren dazu beitragen, dass heute auch heterosexuelle Männer sich nicht mehr so streng dem Diktat ihrer Geschlechterrolle unterwerfen müssen. Heute haben auch viele heterosexuelle Männer Freude an lange als unmännlich geltenden Dingen gefunden, auch sie benützen Parfüm, tragen Ohrringe und Kleidung aus feinen und bunten Stoffen. Auch sie dürfen sich mal umarmen und ihre Gefühle zeigen und dürfen im Beruf und zu Hause andere Menschen pflegen und versorgen. So trugen homosexuelle Menschen einiges dazu bei, dass beide Geschlechtsrollen in ihren Möglichkeiten erweitert wurden.

 


Elternsorgen: Wie sieht die Zukunft unseres Kindes aus?

Diese Frage stellen sich die meisten Eltern, nachdem sich die Tochter/der Sohn geoutet haben. Sie malen sich die Zukunft ihres Kindes manchmal in den düstersten Farben aus: Also nur Angst, nur Angst. Ich sah ihn (...) betteln um Verständnis und Freundschaft, und überall nur Abweisung, dass Leute ihn zurückweisen würden, weil sie's eklig finden. Weil ich auch aus Erzählungen weiß, was manche Leute so für ein Bild haben. Ich sah sofort die Bedrohung durch AIDS, (...) dann würden wir ihn noch zu Grabe tragen müssen. Dann habe ich ganz massiv Angst gehabt vor Übergriffen, ich weiß, dass hier in (...)auch so eine Schlägertruppe unterwegs ist. In dem Moment ging mir alles gleichzeitig durch den Kopf, alle Diskriminierungen, alle Verletzungen, die er im Laufe seines Lebens erfahren könnte, Leute, die sich von ihm abwenden, die ihn stehen lassen, dass wir vielleicht nicht lange genug leben, um Dinge von ihm fern zu halten, (...) dass wir vielleicht auch nicht mehr da sind, wenn er die schlimmsten Verletzungen erfährt, dass er zurückgewiesen wird, nicht nur von Freunden, sondern vielleicht auch von dem Menschen, in den er sich dann verliebt, oder dass Leute ihm wirklich Böses antun. (...) weil ich immer gesagt habe, (...) dafür sorgen wir, dass er viele Chancen in diesem Leben hat und auch ein glückliches Leben für sich und für andere (...) haben kann, das wollte ich ihm eröffnen, und das sah ich plötzlich zusammengebrochen. Ich dachte, jetzt hat er nur noch einen kleinen, schmalen Weg. Was das Schlimmste im Grunde genommen ist, oder, was am meisten wehtut, ist, sich vorzustellen, dass das Leben holprig ist für das Kind. Nicht mehr so glatt, glatte Schulzeit, glattes Studium, und dann, denke ich, wird's holprig. (Schmidt, Homophobie, S. 82/83)
 
Eine andere Mutter erkennt, dass alle Eltern, die sich ja für die Zukunft ihres Kindes das Beste wünschen, solche Ängste und Sorgen haben: Eigentlich sind das die ganz normalen Ängste, die man als Mutter sein Leben lang wohl behalten wird: dass die Kinder gesund bleiben, dass sie ihre Arbeit behalten, eben, dass sie glücklich sind. (Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 79)  

 

"Wird unser Kind nicht überall abgelehnt werden?"

Es soll hier nicht geleugnet werden, dass Lesben und Schwule mit besonderen Schwierigkeiten und Gefahren im Leben rechnen müssen. Es wird wahrscheinlich immer Menschen geben, die auf Minderheiten herumhacken. In einer schwäbischen Kleinstadt in den 50er Jahren genügte es dafür, rothaarig zu sein, eine Brille zu tragen, der anderen Konfession anzugehören oder gar einen anderen Dialekt zu sprechen. Nichteheliche Kinder wurden ganz besonders diskriminiert. Heute sind vor allem Menschen mit dunkler Hautfarbe, Einwanderer, Behinderte und sexuelle Minderheiten Ziel übler Scherze oder brutaler Angriffe. Schwule und Lesben werden immer eine Minderheit bleiben. Inzwischen gibt es viele Bemühungen auf beiden Seiten, zu einem entkrampften Miteinander zu finden. Dies zeigt sich auch an neueren Umfrageergebnissen: Inzwischen spricht sich eine Mehrheit der Bundesbürger dafür aus, dass schwule und lesbische Paare auf dem Standesamt die Ehe eingehen können, bei den 25- bis 29-jährigen sind es sogar schon 80%. 65% der Bundesbürger sind außerdem dafür, dass Homosexuelle durch ein Gesetz vor Benachteiligungen geschützt werden sollen. In anderen europäischen Ländern sind solche Gesetze längst Realität oder werden gerade diskutiert. Die Hoffnung, dass sie zu mehr Akzeptanz beitragen können, scheint die Aussage einer Mutter über ihre Beobachtungen in Dänemark zu bestätigen, wo gleichgeschlechtliche Paare schon seit mehr als zehn Jahren Ehepaaren rechtlich weitgehend gleichgestellt sind:
Eine Aktion der Polizei NRW und des damaligen Schwulenverbandes (SVD) Wir wohnen nicht weit von der dänischen Grenze entfernt. Da ist es für mich besonders schmerzlich zu erfahren, wie wenig ungezwungen und normal Homosexuelle bei uns im Gegensatz zum Nachbarland leben können. In Dänemark wird der Mensch in seiner ganzen Persönlichkeit gesehen und nicht nur auf seine Sexualität reduziert. Alle Berufe sind Homosexuellen zugänglich, auch das Amt des Pastoren. Ebenso ist das Heiraten möglich. Homosexuelle können in jeder Hinsicht leben wie Heterosexuelle auch. Es regt niemanden auf, wenn sich im Café am Tisch nebenan zwei Lesben küssen oder auf der Straße zwei Schwule Hand in Hand einen Schaufensterbummel machen. Können Sie meine Gefühle erraten, wenn ich diese Selbstverständlichkeit bloß wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt erlebe? Manchmal schäme ich mich in solchen Momenten, Deutsche zu sein. Besonders dann, wenn es um das Miteinanderleben geht. Wenn es sich um Toleranz handelt und darum, den anderen zu respektieren - in seiner Hautfarbe, Religionszugehörigkeit und in seiner Lebensweise. (Bartels, Mein Kind ist so und nicht anders, S. 138/139)  
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Grundgesetz, Art. 1 (1)

 

 

"Unser Kind könnte berufliche Nachteile haben."

Auch im Berufsleben haben sich Lesben und Schwule eigene Organisationen und Netzwerke aufgebaut, die sich dafür einsetzen, dass ihnen durch ihre sexuelle Orientierung keine Nachteile entstehen und die vor allem Aufklärungsarbeit leisten. Lesben- und Schwulengruppen entstanden in den Gewerkschaften und in allen Parteien, in Kirchen und Religionsgemeinschaften. Es gibt bereits eine ganze Reihe von Interessenverbänden bei unterschiedlichen Berufsgruppen, z. B. bei Juristen und Managern. Denn nach wie vor kommt es vor, dass versteckt lebende Homosexuelle erpresst und offen lebende gemobbt werden. Offen beruflich diskriminiert werden Lesben und Schwule nach wie vor in den Kirchen und bei der Bundeswehr, aber auch hier hat schon ein Umdenkungsprozess eingesetzt. Immer mehr Lesben und Schwule, die ihr Coming-out am Arbeitsplatz gewagt haben, berichten, dass ihre Eröffnung überwiegend positiv aufgenommen wurde. In dieser unsicheren Berufswelt für Lesben und Schwule fällt Eltern eine wichtige Rolle zu, indem sie ihren Kindern Begleitung, Rat und Unterstützung vermitteln. Der BEFAH berät Eltern auch in dieser Frage. Deshalb sei an dieser Stelle auf die Selbstdarstellung des BEFAH in dieser Broschüre verwiesen. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Grundgesetz Art. 3, (3)

 

"Unser Kind könnte krank oder Opfer eines Überfalls werden."

Manche Eltern von homosexuellen Söhnen haben Angst, dass ihr Kind sich mit dem HI-Virus infizieren könnte. Andere vertrauen darauf, dass ihr Sohn sich schützt. Es wird vielleicht für manche Eltern eine Beruhigung sein, dass Schwule angesichts der Bedrohung durch AIDS gelernt haben, mit ihrer Sexualität umsichtig umzugehen. Die Präventions- und Aufklärungsarbeit der AIDS-Hilfen sind ein Beweis dafür. Gewalt gegen Schwule und Lesben äußert sich unterschiedlich:

Lesbische Frauen werden ebenso wie heterosexuelle Frauen durch Frauenhass einzelner Männer bedroht. Diese Bedrohung kann dadurch verstärkt werden, dass lesbische Frauen für Männer "nicht zu haben" sind. Schwule Männer gelten als Bedrohung bestimmter Männlichkeitsbilder. Überfälle auf Schwule sind Zeichen einer vorhandenen Schwulenangst bei den heterosexuellen Männern. Wenn Schwule versteckt leben, trauen sie sich oft nicht, nach Übergriffen Anzeige zu erstatten. In den letzten Jahren haben Homosexuelle in vielen Städten schwule Überfalltelefone eingerichtet, bei denen auch anonym Anzeige erstattet werden kann. Vor allem das Anti-Gewalt-Projekt des Lesben- und Schwulenverbands hat viel zu einer besseren Zusammenarbeit mit der Polizei beigetragen. In manchen Bundesländern wirken Vertreter von schwulen Projekten bei der Ausbildung von Polizeibeamten mit. In NRW wurde eine gemeinsame Aktion "Liebe verdient Respekt" gestartet. Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Grundgesetz Art. 2, (2)
 


 "Unser Kind könnte einsam und unglücklich werden."

Wenn Lesben und Schwule durch ihr Coming-out aus allen freundschaftlichen und familiären Bindungen herausfallen, "den Stuhl vor die Tür gesetzt bekommen", besteht die große Gefahr, dass sie zum Alkohol greifen, Drogen nehmen oder sogar Selbstmord begehen, besonders dann, wenn auch noch ihre ersten Liebesbeziehungen scheitern. Sie haben dann niemanden mehr, an den sie sich Hilfe suchend wenden oder von dem sie Trost erfahren könnten. Wie alle Menschen brauchen Lesben und Schwule andere Menschen, die ihnen nahe stehen. Eine Umfrage unter Lesben und Schwulen bestätigt, dass auch für sie feste Bindungen ganz wichtig sind: Diejenigen, die in einer festen Beziehung leben, sind zu 84,8% mit ihrer gegenwärtigen Lebensform sehr zufrieden und können sich vorstellen, mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin alt zu werden. Dagegen leben von den Singles nur 13,7% der Schwulen und 5,3% der Lesben gern so. 76,7% der Singles würden lieber in einer festen Beziehung leben. Weil diese nahen Beziehungen für das grundlegende Wohlbefinden der Menschen so wichtig sind, hat sich der Staat in der Verfassung verpflichtet, diese Beziehungen besonders zu schützen: Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung. Grundgesetz Art. 6, (1)
 
Bis heute werden vom Gesetzgeber Unterschiede gemacht zwischen heterosexuellen und lesbischen oder schwulen Beziehungen. Manche Juristinnen und Juristen sind der Meinung, das Wort "Ehe" könne sich nur auf verschiedengeschlechtliche Paare beziehen und mit "Familie" seien ausschließlich Vater, Mutter und ihre Kinder gemeint. Die Begriffe "Ehe" und "Familie" sind in der Tat mit dieser klassischen Vorstellung untrennbar verbunden. Das entkräftet aber die Forderung jener gleichgeschlechtlichen Paare nach einer gesetzlichen Absicherung ihrer auf Dauer angelegten Lebens- und Einstehensgemeinschaft nicht. Gleichgeschlechtliche Lebenspartner dürfen vor dem Gesetz nicht länger als Fremde gelten. Dadurch werden sie zu Menschen zweiter Klasse degradiert. Hier muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Postkarte der Aktion BERLIN SAGT JA vom Herbst 2000 Manche Eltern leiden darunter, dass sie ihren Kindern nicht bei der Suche nach einem guten Partner oder einer guten Partnerin helfen können. Sie machen sich Sorgen, weil es bei Lesben und Schwulen oft länger dauert als bei Heterosexuellen, bis sie einen solchen Partner finden. Denn wenn Heterosexuelle schon längst mit der Suche nach dem richtigen Partner beschäftigt sind, schlagen sich viele Lesben und Schwule noch mit der Frage herum, ob sie nicht doch eine Beziehung mit einem Menschen des anderen Geschlechts hinkriegen könnten. Es ist schlimm für eine Mutter, wenn sie ihr Kind leiden sieht - wenn sie mitbekommt, dass andere Menschen es verletzen und sie es nicht (mehr) beschützen kann. (Bartels, Mein Kind ist so und nicht anders, S. 110) Und die Traurigkeit ist noch da, weil wir eben andere Chancen für unseren Sohn erhofft hatten. Kein festes Bild, aber einfach einen bunten Strauß von Möglichkeiten. Vielleicht gibt es den noch, viele haben uns gesagt, den gibt es immer noch, was willst du eigentlich? Aber ich weiß es nicht, mir kommt es im Moment etwas eingeengt auf eine - Ja, ich denke, seine Freunde und Freundinnen, die werden weggehen, dann wird er schon noch sehr, sehr einsam sein. Es sei denn, er kommt in eine feste Partnerschaft, wo das dann wie in einer Ehe, ganz normal eine Beziehung ist, und mit all diesen Pflichten und Verschränkungen, die es gibt. (...) Aber, ob er so jemanden findet, mit dem er dann leben kann, längere Zeit? (Schmidt, Homophobie, S. 88/89)
 
Wenn Eltern jedoch sehen, dass ihr Kind "in guten Händen" ist, ist das Lesbisch- oder Schwulsein kein Grund mehr, sich Sorgen zu machen.

 

 

Coming-out bei Verwandten, Freunden, Nachbarn, Kollegen und Bekannten

Ich habe in den letzten acht Jahren beinahe täglich daran gearbeitet, die Veranlagung meiner Söhne zu akzeptieren, aber ich habe wirklich keine Lust, sie gegenüber anderen verteidigen zu müssen. (Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 70)
 
Es bleibt ganz allein Sache der Eltern, zu entscheiden, wem sie sagen wollen, dass ihr Kind homosexuell ist. Und es ist gut, wenn sie dabei in erster Linie auf ihr eigenes Wohlbefinden achten. Solange Eltern selbst noch sehr verletzt sind, kann sie eine Reaktion von Verwandten oder Freunden, die vielleicht nicht einmal böse gemeint, sondern nur ein Ausdruck von Unsicherheit ist, für lange Zeit davon abhalten, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen: (...) Ich möchte mich nicht verletzen lassen. Ich habe einmal die Erfahrung gemacht, bei Freunden (...). Da hieß es: "Ach Gott, das ist ja furchtbar! - Wollen wir nicht morgen ins Kino gehen?" Es wird nicht drüber geredet, es wird zur Kenntnis genommen. Und das trifft einen. (...) Es wurde nie wieder gefragt, das Thema ist auch für die Freunde abgelegt, es ist tabu, redet man nicht drüber. Am besten ist, man weiß es gar nicht. Von daher habe ich für mich jetzt zugemacht, nach außen hin. Ich werde wohl dahinter stehen, dass es den Leuten (homosexuellen Frauen und Männern D. M.) besser zu gehen hat, aber ich würde nie erzählen, dass mein Sohn schwul ist. (Schmidt, Homophobie, S. 90)  
Dieses gekränkte Verstummen kann auf Dauer die Freundschaften kosten und in die Isolierung führen, wie bei dieser völlig verzweifelten Mutter: Auch wenn es schrecklich klingt, manchmal denke ich, es wäre einfacher, wenn H. gestorben wäre. Dann könnte ich offiziell um ihn trauern. Dann hätte ich das Verständnis und Mitgefühl meiner Familie. So habe ich meinen Sohn auch verloren, aber niemand weiß es. Nur er und ich. Und immer muss ich so tun, als wäre alles in Ordnung. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. (Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 36)  
Eine andere Mutter, der es auch schwer fällt, über die sexuelle Orientierung ihres Sohnes zu sprechen, versucht sich selbst zu überzeugen, dass sie es trotzdem wagen sollte: Man muss und soll darüber reden. Dann kann man vielleicht auch die Angst abbauen. Die Angst, was die lieben Nachbarn und natürlich die Verwandten sagen. (Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 139)  
Aber nicht nur aus diesem Grund ist es auf Dauer besser, wenn Freunde, Bekannte und Kollegen wissen, dass der Sohn schwul oder die Tochter lesbisch lebt. Denn wie oft wird im Alltag über die Kinder gesprochen, wird gefragt, was aus ihm oder ihr geworden ist. Wie gern würden auch Eltern von Lesben und Schwulen nicht nur von den beruflichen Erfolgen ihrer Söhne und Töchter, sondern auch von denen der Schwiegersöhne und Schwiegertöchter berichten, von der schönen Wohnung, die das junge Paar sich eingerichtet hat und vielleicht auch vom Engagement für gleiche Rechte. Wie gern wären auch Eltern von Lesben und Schwulen ganz offen stolz auf ihre Kinder! Die Eltern, die ihr Coming-out gegenüber Freunden und Bekannten gewagt haben, berichten durchweg über positive Erfahrungen. Dass vielleicht trotzdem hinter ihrem Rücken getratscht wird, halten sie für möglich, aber das kümmert sie wenig. Natürlich können nicht alle Eltern so mutig sein wie jener Vater, der am Stammtisch, als dort über Schwule hergezogen wird, einfach sagt: "Ich habe zwei lesbische Töchter, und das sind zwei ganz prima Mädchen", worauf alle betreten schweigen. Später spricht ihn ein Stammtischbruder an und bedankt sich für seinen Mut. Es stellt sich heraus, dass dieser einen schwulen Sohn hat und noch nie mit jemandem darüber sprechen konnte (vgl. Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 50/51) Auch sind sicher nicht alle Eltern so schlagfertig wie die Mutter einer lesbischen Tochter, die in einem kleinen Dorf wohnt und ihre Nachbarin einmal ganz schön zum Nachdenken bringt: So sagte einmal eine Nachbarin zu mir: "Also, ich kann mir gar nicht vorstellen, was zwei Frauen im Bett treiben!" Darauf sagte ich nur: "Ich kann mir auch nicht vorstellen, was Sie mit ihrem Mann im Bett treiben!" Erst sah sie mich konsterniert an, dann musste sie lachen: "Ja", gab sie zu, "das geht eigentlich niemanden etwas an." (Hassenmüller, Wiedemann, Warum gerade mein Kind?, S. 133)  
Bei den Verwandten, zu denen auch das lesbische oder schwule Kind eine eigene Beziehung hat, ist die Entscheidung über die Eröffnung nicht mehr allein Sache der Eltern. Manchmal versuchen Eltern ihr Kind davon abzuhalten, "es" der Oma oder der Tante zu sagen und behaupten, "das" würde sie umbringen. Die tatsächlichen Reaktionen sind oft weit weniger dramatisch: So meinte eine der Großmütter, die auf diese Weise geschont werden sollten, als sie schließlich doch erfuhr, dass ihr Enkel schwul ist: "Na und?" Eine andere Großmutter fragte ihre lesbische Enkelin neugierig, ob denn zwei Frauen miteinander auch einen Orgasmus bekommen könnten... Auch die Verwandten, Bekannten und Freunde merken ja, dass sie immer noch denselben Menschen vor sich haben, der jetzt eben zufällig eine andere sexuelle Orientierung hat, als sie erwartet haben. Wenn sie diesen Menschen vorher mochten, werden sie sicher ihre Vorurteile gegen Homosexuelle eher abbauen, als diesen Menschen und seine Eltern abzulehnen.

 

Engagement in der politischen Öffentlichkeit

Es gibt auch Eltern, die sich in der politischen Öffentlichkeit dagegen wehren, dass ihre Kinder und mit ihnen sie selbst diskriminiert werden. Diese Eltern haben sich 1997 zum Bundesverband der Eltern, Freunde und Angehörigen von Homosexuellen e. V. (BEFAH) zusammengeschlossen. Dieser Verband sorgt neben der Vernetzung der verschiedenen Eltern-Selbsthilfegruppen dafür, dass Eltern von Lesben und Schwulen auch in der politischen Öffentlichkeit immer mehr präsent sind. Er setzt sich z.B. für die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule ein, bringt die Stimme der Eltern in den politischen Verhandlungen im Bundesjustizministerium über das kommende Lebenspartnerschaftsgesetz zu Gehör, tritt in den Medien auf und unterstützt Aktionen der Lesben- und Schwulenverbände. Die Eltern machen auch in ihren Kirchen deutlich, dass sie zu ihren lesbischen und schwulen Kindern stehen und sich gegen ihre Ausgrenzung in den Gemeinden wehren. Durch Briefe an einzelne Politiker versuchen sie ebenfalls, politisch Einfluss zu nehmen, wie im folgenden Brief eines Elternpaares an den Bundeskanzler zum Gesetzesvorhaben "Eingetragene Lebenspartnerschaft": Wir als betroffene Eltern fordern Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, auf, sich mit aller Ihrer doch so bekannten Energie für eine starke Nachbesserung der Gesetzentwürfe einzusetzen. Um unser Anliegen besser zu verstehen, stellen Sie sich bitte vor, Ihre Tochter wäre lesbisch und ihr Sohn wäre schwul. Wären es nicht trotzdem Ihre Kinder, die Sie lieben und für die Sie sich einsetzen würden??? Würde es Sie nicht auch bedrücken, wenn sie als Menschen "zweiter Klasse" behandelt werden, obwohl sie erstklassige Menschen sind??? Könnten Sie als Bundeskanzler dann offen damit umgehen oder müssten Sie Nachteile durch Nichtwähler fürchten??? (...) Dabei können Sie sich auf eine starke Hilfe aus den Reihen der Bevölkerung verlassen, die sich rechnerisch belegen lässt. Überträgt man die Zahl der Homosexuellen auf die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik, ergibt sich folgendes Bild: 5 % Homosexuelle von 80 Mio. Deutschen: 4 Mio. Personen 
Eltern (2 Personen): 8 Mio. Personen 
Geschwister (1 Person): 4 Mio. Personen 
Großeltern (nur 1 Paar gerechnet): 8 Mio. Personen 
Ergibt insgesamt: 24 Mio. Personen 
Das sind immerhin rund 30 % der Bevölkerung. Bitte helfen Sie, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, diesen direkt und indirekt betroffenen Menschen, damit wir uns unserer Kinder nicht zu schämen brauchen. 30 % der Bevölkerung stärken Ihnen den Rücken. (...) Wir hoffen, dass unsere Sicht der Dinge Sie zu neuen Denkanstößen veranlasst und wir bald skandinavische bzw. holländische Verhältnisse haben. (Auszug aus einem Brief von Werner und Rosemarie Knebel an Bundeskanzler Schröder vom 25.01.2000)

 

Kirche und Homosexualität

( www.kirche-und-homosexualitaet.de/ )

"Keiner hat sich selbst gemacht ..." So heißt es, wenn das Aussehen, die Eigenschaften oder die Verhaltensweisen eines Menschen aus dem Rahmen des Üblichen fallen.

Fragt man nach den Ursachen für Homosexualität, also danach, warum sich ein Mann in einen Mann und eine Frau in eine Frau verliebt, so gibt dieser Satz weitestgehend den humanwissenschaftlichen Forschungsstand wieder: "Keiner hat sich selbst gemacht..."
Homosexuelle -  lesbische Frauen und schwule Männer - finden sich an irgendeinem Punkt ihrer psychosexuellen Entwicklung so vor.
Homosexualität ist eine nicht frei gewählte, in der Tiefe der menschlichen Person angelegte Geschlechtsidentität;
entwickelt sich -vermutlich- durch eine Vielzahl von  Faktoren wie z.B. Erbanlagen  und milieuabhängige, persönliche lebensgeschichtliche Einflüsse;
wird sehr früh in der Kindheit begründet (und nicht erst in der Pubertät);
ist therapeutisch (im Sinne einer Umpolung) nicht veränderbar;
ist keine Krankheit.

Der Katechismus der Katholischen Kirche von 1993 trägt in seinem Kapitel über Homosexualität (2358) diesen Erkenntnissen Rechnung: "Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; ... Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen ..."
Homosexualität - Lesbisch- bzw. Schwulsein - gehört zutiefst zur persönlichen Identität eines Menschen. Und - wie viele Selbstzeugnisse belegen: Homosexuelle sind in gleicher Weise liebes- und bindungsfähig wie Heterosexuelle.
Wie allen Christen stellt sich auch Lesben und Schwulen die Aufgabe, sich selbst mit ihrer schwulen bzw. lesbischen Identität als von Gott so geschaffen und gewollt anzunehmen.
Damit tun sich die Kirchen, mehr als die evangelischen Kirchen die katholische und die orthodoxe Kirche, bis heute schwer. Zwischen dem Leben und der kirchlichen Lehre gibt es trotz vieler Annäherungen einen immer noch tiefgehenden Dissens:
Die Selbstannahme als lesbische Frau und schwuler Mann und die Liebe zwischen Menschen des gleichen Geschlechts finden nach kirchlicher Lehre  ihre Grenze da, wo es um sexuelle Beziehungen geht.
Auf einer Tagung machte ein schwuler Teilnehmer den Dissens zwischen dem Leben und der kirchlichen Lehre deutlich:

"Sexualität ist für mich wie für jeden Menschen von großer Bedeutung für Selbstbestätigung, Identität, Integration der Persönlichkeit. Es gibt weder einen Grund zu glauben, daß Gott die Gabe der Enthaltsamkeit allen Homosexuellen gewährt, noch daß Sexualität ein Vorrecht Heterosexueller sei. Entschieden wehren möchte ich mich gegen eine Reduktion von Homosexualität auf (genitale) Sexualität, wie es in sämtlichen amtlichen Stellungnahmen zum Ausdruck kommt; genitale Sexualität ist weder das alles Definierende noch das Wichtigste, genau wie in einer heterosexuellen Beziehung." (in: Arntz/König, Kirche und die Frage der Homosexualität. Hildesheim 1995, S. 50)

Trotz allem: Wie in der Gesellschaft ist auch in den Kirchen und den Gemeinden die Akzeptanz für Schwule und Lesben gewachsen. Schwul / lesbisch und in der Kirche engagierter Christ bzw. Christin müssen (und dürfen!) kein  Widerspruch mehr sein.
Ein positives Zeichen setzte das Pastorale Forum der Erzdiözese München und Freising, eine Art Diözesansynode aus Bischof, Priestern und Laien, mit seiner Forderung:

"Homosexuelle dürfen in keiner Weise ausgegrenzt und zurückgesetzt werden. Verbände und Gemeinden sollten sich dafür einsetzen, daß ein differenziertes, positives Verständnis für homosexuell veranlagte Menschen zunehmend auch in der kirchlichen Öffentlichkeit Anerkennung findet. Die Bemühungen verschiedener Gruppen, diesen Menschen innerhalb der Kirche einen Lebensraum zu vermitteln, werden begrüßt."

 


 Zitate und Sprüche :

Die Bibel enthält sechs Ermahnungen an Homosexuelle und 362 Ermahnungen an Heterosexuelle. Das heisst aber nicht, dass Gott die Heterosexuellen nicht liebt. Sie müssen nur strenger beaufsichtigt werden.
Lynn Lavner (Kabarettistin) 

 

Zweifle nicht daran, dass eine kleine Gruppe von bedachten, engagierten BürgerInnen die Welt verändern kann; im Grunde sind es die einzigen, denen es je gelingt
Margaret Mead 

 

Als Kind gehörte ich nie dazu, und das hat mir immer schwer zu schaffen gemacht.
Hätte ich gewusst, dass mein Anderssein eines Tages ein Vorteil sein würde, wäre mein früheres Leben entschieden einfacher gewesen.
Bette Midler 

 

Es geht hier nicht um Akzeptanz, sondern um Vergebung.
Die Frage ist nicht, ob ihr uns akzeptiert, sondern ob wir es über uns bringen, euch zu vergeben.
James Baldwin



                          

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