DER WOLF - FREUND ODER FEIND?


Wölfe und Menschen. Eine lange Geschichte von Freundschaft und Feindschaft.
Fast jeder hat Märchen und Abenteuerromane gelesen, in denen Wölfe als blutrünstige Bestien, Verführer kleiner Mädchen mit rotem Käppchen oder als gefräßige Wüstlinge beschrieben werden. Aber stimmt dieses Bild wirklich - sind Wölfe zu gefährlich, um sie in unseren Wäldern zu dulden?


Der Wolf - ein sehr erfolgreicher Jäger

Die Beute des "Canis Lupus" reicht von Beeren und Obst über Heuschrecken, Mäuse und Aas bis hin zu Beutetieren, die um ein Vielfaches größer sind, als er selbst, wie z.B. Hirsche, Elche oder Bisons. Wölfe waren stets sehr erfolgreiche Jäger und manches Haustier fällt ihnen dabei zum Opfer. Menschen stehen dabei normalerweise nicht auf dem Speiseplan. Der Nahrungsbedarf eines in freier Wildbahn lebenden, erwachsenen Wolfes liegt bei etwa vier Kilogramm pro Tag. Sie können aber bis zu zwei Wochen ganz ohne Nahrung auskommen. So verschiedenartig die Beute des Wolfes ist, so verschieden sind die Wölfe selbst. Es gibt etwa zwölf Wolfsunterarten, die sich durch ihre Größe oder Fellfarbe unterscheiden. Sie leben in Familienverbänden in Gruppen mit fünf bis zehn Tieren. Der Nachwuchs - den nur die Alphatiere (Leittiere der Gruppe) bekommen - wird vom gesamten Rudel mitversorgt. Um Inzucht zu vermeiden, bleiben Wölfe über große Entfernungen miteinander in Kontakt und paaren sich mit Wölfen von jeweils anderen Familien. In Mitteleuropa können so einige wenige Wanderwölfe dafür sorgen, dass dieser arterhaltende Austausch stattfindet.

Wölfe können fast überall leben

Der Lebensraum des Wolfes erstreckte sich früher von der nördlichen, arktischen Tundra, dem dunklen Nadelwald der Taiga und der südlichen Mischwaldzone bis in die heißen Steppen. Auch in der Wüste war er vertreten, im Hochgebirge und im Flachland. In der Wildnis und in unmittelbarer Nähe des Menschen. Abgesehen vom Menschen hat kein großes Säugetier eine größere natürliche Verbreitung als der Wolf. "Wo der Wolf heult, ist der Wald gesund", sagt ein altes russisches Sprichwort. Doch die großflächigen, naturbelassenen Waldgebiete, in denen auch Tiere geduldet werden, die dem Menschen scheinbar keinen Nutzen bieten, sind selten geworden. Wertvolle Waldlandschaften werden zerstört und die dort ansässigen Wölfe gnadenlos gejagt. Man tötet sie mit Gift, Fallen und Gewehren - oft auch dort, wo sie laut Gesetz unter Schutz stehen. Dabei ist kaum ein anderes Tier so anpassungsfähig an seine Umgebung wie der Wolf. Voraussetzung ist, dass es genügend Beutetiere gibt und Platz, wo sie ihre Jungen aufziehen können. Sie wandern weit umher und beziehen große Reviere. Ein Rudel beansprucht ein Gebiet von rund 100 Quadratkilometern. Nach beispielloser Verfolgung war der Wolf aus großen Teilen seines einstigen Verbreitungsgebietes verschwunden. In den letzten Jahren allerdings wird eine erneute Zunahme der Wolfspopulationen in einigen Gebieten beobachtet. So in Spanien, im nördlichen Italien, in den Seealpen Frankreichs und neuerdings auch in Deutschland.

Menschen sind für Wölfe keine natürliche Beute. Sie sind ihnen gegenüber sogar so scheu, dass man selbst in Gebieten, in denen sie sicher leben, sehr viel Geduld und einen erfahrenen Führer braucht, um Meister Isegrim zu Gesicht zu bekommen. Diese Zurückhaltung der Wölfe resultiert auch aus der Jahrhunderte andauernden Verfolgung durch den Menschen. Die Wölfe bemühen sich, den Zweibeinern aus dem Weg zu gehen.
Experten bezweifeln, dass es jemals einen Angriff von Wölfen auf einen gesunden Menschen gegeben hat. Im Gegenteil: Der Wolf hat jeden Grund, sich vor dem Menschen zu fürchten, ist dieser doch sein einziger Feind. Der Hund ist ein Wolf.
Dabei ist der Wolf dem Menschen doch in Gestalt des Hundes sehr vertraut. Schon seit etwa dem Ende der letzten Eiszeit, als Menschen begannen, die ersten Wolfswelpen zu domestizieren, existiert eine lange und erfolgreiche Freundschaft. Menschen jagten gemeinsam mit ihren neuen Gefährten. Auf der Suche nach neuen Jagdgründen drangen sie gemeinsam auf neue Kontinente und in immer entferntere Regionen der Erde vor. Aber bis heute sind Hunde und Wölfe noch miteinander paarungsfähig und zeugen wiederum fruchtbare Nachkommen. Nur für den wild gebliebenen Wolf war diese Entwicklung fatal: Er wurde zum Konkurrenten für Jäger und Hund um schwindende Beute. Aber erst Jahrtausende später wurde dem Wolf das ganz und gar negative Erscheinungsbild zugesprochen, wie wir es heute kennen. In Deutschland rief Karl der Große seine Ritter nicht nur in den Kampf gegen heidnische Soldaten, sondern auch gegen den Wolf. Und zu Zeiten der Inquisition mussten viele Männer ihr Leben als "überführte" Werwölfe auf dem Scheiterhaufen lassen. Nach mehreren tausend Jahren Verfolgung waren die Wölfe zur Mitte des 19. Jahrhunderts aus Europa praktisch verschwunden.

Der Wolf im Trend

Erst in den vergangenen Jahrzehnten begann sich das Wolfsbild wieder zu wandeln. Schon in Jack Londons Bestseller "Wolfsblut" ist der Wolf nicht mehr der rohe Bösewicht, sondern König der uns noch verbliebenen Natur. Heute ist der Wolf "in" und der Grund für seine erneute Ausbreitung liegt zum einen im Wandel der Wald- und Landschaftsnutzung, zum anderen aber auch im Wandel der Einstellung zum Wolf selbst. Es wird mit steigendem Interesse nach Methoden und Wegen gesucht, um ein Zusammenleben von Wolf und Mensch zu gewährleisten.




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